Tag 1

Tag 2

Das Wunder von Bamberg

Am Freitag den 1. April reiste unsere Delegation zum Final-Four der Champions League 2016 nach Bamberg. Zahlreiche Fans und unser Kader waren gut gelaunt und freuten sich schon auf die zwei kommenden Spiele. Das Ziel war klar (eine Medaille, Farbe im Prinzip egal), die Träume waren groß. Nach der Akkreditierung und technischen Besprechung fand Freitagabend noch die Eröffnungsfeier statt. Erfrischend kurz und trotzdem sehr schön wurde eine tolle Präsentation der 8 teilnehmenden Mannschaften und ihrer „Stars“ gezeigt. Ein großes Lob an die Veranstalter und die Heimmannschaft SKC 1947 Victoria Bamberg die hier wirklich einwandfreie Arbeit geleistet haben und diese Veranstaltung immer im Griff hatten und alles zu jeder Zeit reibungslos und gut organisiert war.

 

Samstag kam dann der Tag der Wahrheit. Um 9 Uhr begann das Halbfinale gegen die Damen von KK Admiral Zagreb (CRO), rund um ihre stärkste Spielerin Sedlar Klara. Die Kroatinnen waren, bis auf eine Ausnahme, eine sehr junge Mannschaft und mussten im letzten Jahr einige Abgänge verkraften. Trotzdem haben sie beim Europapokal in Straubing letztes Jahr gut mitspielen können und wir wussten es liegt ein schweres Spiel vor uns.

 

Im ersten Durchgang spielten auf der 6er Bahn-Anlage Dominique, Daniela und Dana. Alle 3 BBSV’lerinnen erwischten einen guten Start, auch wenn Dominique gegen ihre Gegnerin, die mit 170 begann etwas an Boden verlor. Dana spielte weiter auf ihrem hohen Niveau und lies ihrer Gegnerin keine Chance. Lediglich den dritten Satzpunkt musste sie mit einer Differenz von 2 Kegel abgeben. Insgesamt erzielte Dana hervorragende 611 Gesamtkegel (Tagesbestleistung) und holte ihren Mannschaftspunkt mit 3 zu 1 Satzpunkten. Auf den Bahnen 1 und 2 lieferte sich Dominique einen harten Kampf ins Volle, doch dann hatte sie den Faden komplett verloren und machte 6 Fehlwurf und verlor nicht nur den Satzpunkt klar, sondern auch einige Kegel. Nach diesem Tiefpunkt rappelte sie sich aber nochmal auf und brachte die Kroaten mit einer 181er Bahn zum verstummen. Auf die letzte Bahn ging sie sogar mit 2 Kegel Plus, aber der Satzpunkt musste noch geholt werden um den wichtigen Mannschaftspunkt zu gewinnen. Leider versemmelte Dominique auch wieder das letzte Räumen und musste mit Kegelgleichheit von 592 den Punkt der Gegnerin lassen. Dani kämpfte ebenfalls verbissen auf den weiteren Bahnen. Den zweiten Satzpunkt musste sie knapp der Gegnerin überlassen und auf der dritten Bahn riss sie dann einen Rückstand auf. Trotz des Schwächelns ihrer Gegner auf der Schlussbahn konnte Dani nicht die ganzen verlorenen Kegel wieder aufholen und ihr Punkt ging ebenfalls bei 2 zu 2 an Sätzen und 557 zu 545 Kegel an die Kroatin. Somit hatten wir den wenig erfreulichen Zwischenstand von 1:2 trotz einem Plus von 45 Kegel.

 

Unsere Schlussspielerinnen Sabrina, Nici und Hana hatten somit eine schwere Aufgabe. Um den Sieg zu sichern mussten noch 2 Mannschaftspunkte her. Sabrina startete zwar gut, musste aber nach dem Vollen immer wieder ihrer Gegnerin hinterherlaufen und kam nie wirklich ins Spiel. Sie kämpfte wohl oft mehr mit sich selbst und der Bahn. Trotzdem hatten wir die Hoffnung das sie den einen oder anderen Satzpunkt ergattern könnte, falls es zu einem 4:4 an Mannschaftspunkten kommen sollte und dann die Satzpunkte ins Gewicht fallen. Leider machte sie uns den Gefallen nicht und Sabrina verlor ihr Spiel mit 4:0 Satzpunkten und einer Gesamtergebnis von 523. Hana machte das aber mit einem souveränen Spiel und 4 gewonnen Satzpunkten wieder wett. Sie lies ihrer Gegnerin keine Luft und gewann ihr Duell locker mit tollen 608 zu 519 Kegel. Nach den ersten 2 Bahnen sah es sehr gut aus, denn Nici spielte groß auf und sicherte sich gegen Sedlar Klare die ersten 2 Satzpunkte. Nach der Halbzeit zeigte die Kroatin ihre Stärke und Nici kämpfte etwas mit der Bahn. Auf der letzten Bahn spielte die Kroatin weiter stark und erzielte auf den zweiten 60 Wurf 326 Kegel, was bedeutete das Nici keinen Satzpunkt mehr erzielte. Nun war es angerichtet! Ein Szenario das ziemlich selten und sehr nervenaufreibend für Spielerinnen und Zuschauer ist…Sudden Victory! Aufgrund der Teilung der Mannschaftspunkte und der Gleichheit der Satzpunkte mussten die 3 Schlussspielerinnen jeder Mannschaft 3 Würfe ins Volle machen. Die Nerven lagen blank und die Stimmung in der Halle war zum zerreißen angespannt. Viele konnten gar nicht hinschauen und es war eine Wahnsinnsatmophäre. Nach dem ersten Wurf waren wir einen Kegel vorne. Dann spielte Hana eine 9, die Halle bebte, Nici und Sabrina jeweils 5 und wir konnten den Vorsprung auf 3 Kegel ausbauen. Dann war der letzte Wurf und nach einigem hin- und herrechnen die Erlösung…geschafft…das Sudden Victory wurde mit 57 zu 54 gewonnen und wir zogen ins Finale der Champions League ein. Wir haben eine Medaille sicher! Die Freude über das erreichen des Finales und der gewonnenen Medaille war immens und wir waren alle überglücklich. Das feierten wir bei einem schönes Essen und mit der Blondierung von unserem Co-Trainer Harald, der nach der Typveränderung für viel Erheiterung bei den Spielerinnen sorgte.

 

Wenig überraschend hieß unser Finalgegner SKC 1947 Victoria Bamberg. Die Heimmannschaft spielte in ihrem Halbfinale eine souveräne Partie und gewann 7:1 und mit einer Gesamtkegelanzahl von 3565 Kegel. Somit waren die Hausherrinnen auch der klare Favorit. Wir gingen mit dem Hochgefühl in das Finale und hatten quasi nichts zu verlieren. Natürlich wollten wir uns nicht mit der Silbermedaille nicht zufrieden geben, aber der Druck lag eindeutig bei den deutschen Damen. Um uns einen kleinen Vorteil zu verschaffen wendete unsere Chefin einen kleinen Aufstellungstrick an und wir wechselten/tauschten vor Beginn des Spieles unsere 4 Blindstarterinnen aus. Somit stellten wir jeweils auf die Wunschgegnerin dazu. Unsere Aufstellung war daher äußerst aggressiv und das Ziel war klar, von Anfang an Vollgas geben und jede Chance nutzen. Im ersten Durchgang spielten Domi, Dana und Hana gegen Antal, Kicker und Beiser. Auf der ersten Bahn erwischte Domi zwar den besseren Start und konnte einen kleinen Vorsprung ins Volle holen, doch mit einem schlechten Abräumen musste sie den ersten Satzpunkt abgeben. Nach diesem Dämpfer konnte sie aber die folgenden 2 Satzpunkte machen und hatte für die Schlussbahn 11 Kegel Vorsprung auf ihre Gegnerin. Leider hielten die Nerven nicht und ihr Spiel wurde zunehmend unkonzentrierter. Am Ende hieß es dann wieder einmal Kegelgleichheit nur das sie diesmal aufgrund der 2 gewonnen Bahnen wenigstens einen Halben Mannschaftpunkt ergatterte. Hana spielte gegen die amtierende Einzelweltmeisterin und bat ihr von Anfang an Paroli. Die erste Bahn gewann sie souverän. Auf der zweiten Bahn fand die Deutsche dann wieder besser in ihr Spiel und konnte unserer Hana den Satzpunkt abspenstig machen. Doch nach dem Wechsel lies Hana nichts mehr anbrennen und holte die zwei weiteren Satzpunkte ganz klar und fehlerlos. Sie erspielte wieder tolle 597 Kegel und somit Tagesbestleistung. Beim dritten Duell legte Dana einen klassischen Fehlstart hin und somit musste sie der oftmaligen Weltmeisterin, Kicker Daniela, immer hinterherlaufen. Die Deutsche nutze ihre ganze Routine und spielte in den knappen Phasen immer eine entscheidende Kugel zum Sieg und obwohl das Ergebnis auf dem Papier sehr klar mit 4 zu 0 für Bamberg verzeichnet ist, war es doch eine knappe Partie. Das wichtigste war, dass Dana am Schluss noch Paroli bot und wir nur wenige bis keine Kegel mehr verloren haben. Am Ende brachte sie 559 Kegel auf die Anzeige und der zweite Durchgang startete mit einem 1,5 zu 1,5 an Mannschaftspunkten und einem Minus von 5 Kegel.

 

Dani, Nici und Sabrina bekamen es mit der Polin Wlodarczyk Beata, Imbs Sabrina und Kastner Corinna zu tun. Es war eine harte Aufgabe und der Start war verheerend. Auf Bahn eins startete Dani sehr verhalten und die Gegnerin fulminant. Nach 10 Wurf hatte die Legionärin von Bamberg 80 Kegel und Dani konnte nicht mithalten, sie verlor gleich 30 Kegel auf Bahn 1. Auch Nici erwischte einen grottigen Start und brachte überhaupt nur 106 Kegel zu Fall. Somit konnte sie die anfängliche Schwäche ihrer Gegnerin mit 125 leider nicht nutzen, verlor aber „nur“ 19 Kegel. Sabrina holte auf ihrer ersten Bahn zwar ein paar Kegel auf, doch wäre auch bei ihr noch mehr drin gewesen gegen eine verhalten spielende Kastner. Doch nach diesem kurzen Schock kam die Wende. Dani verlor auf der zweiten Bahn noch ins Volle, räumte aber grandios ab und sicherte sich den zweiten Satzpunkt. Nici spielte ebenfalls wieder ihre gewohnt sichere Bahn und ließ ihrer Gegnerin keine Chance, diese wurde dann auch gleich durch Welker Vanessa ersetzt. Im dritten Duell kämpfte Sabrina verbissen und erzielte tolle 107 Volle, leider fand die Deutsche auch immer besser ins Spiel und konnte den Satzpunkt knapp für sich entscheiden. Somit war bei allen Paarungen ein 1 zu 1 nach Sätzen und es herrschte Spannung bis in die Haarspitzen. Auf der dritten Bahn zündete Dani dann ihr Feuerwerk und lies der Polin keine Chance mit 158 holte sie nicht nur den wichtigen zweiten Satzpunkt sondern auch etliche Kegel wieder retour. Die beiden anderen BBSV’lerinnen spielten zwar jeweils eine gute Bahn, doch mussten beide knapp den Satzpunkt den Gastgebern überlassen. Somit kam es zur Entscheidung auf der letzten Bahn. Die Ausgangssituation war etwas besser für Bamberg aufgrund der Satzpunktkonstellation und einem kleinen Kegelvorsprung. Doch dann ging ein Schwung durch die Menge und unsere Mädels ließen sich von der angeheizten Atmosphäre tragen. Alle 3 spielten sehr gute Volle, vor allem Nici zeigte mit 111 (!) Volle auf und der Kegelrückstand wurde zu einem Kegelvorsprung umgewandelt. Es war ein ewiges hin und her, Doch unsere Mädels behielten die Nerven und nutzten jede Möglichkeit die sich bot um die Kegel zu halten. Sabrina kämpfte verbissen, musste die Deutsche aber ziehen lassen und gab ihren Punkt schlussendlich mit 574 zu 588 ab. Dani brachte ihre Gegnerin zur Verzweiflung und die Polin zeigte Nerven. Am Ende standen 587 zu 586 für BBSV und der Mannschaftpunkt war da. Auch im letzten Duell ließ Nici nichts mehr anbrennen. Nach den beeindruckenden Vollen spielte sie auch noch sehr sicher und souverän ins Abräumen weiter und erzielte grandiose 180 auf der letzten Bahn, was nicht nur ihren Mannschaftspunkt bedeutete, sondern auch die nötigen Kegel holte. Und dann dämmerte es uns…es war wirklich wahr…wir sind SIEGER der Champions League 2016!

 

Es war, ist und wird auch noch eine lange Zeit unfassbar für unsere Mannschaft sein und bleiben. Wir haben davon geträumt, gescherzt und es uns erwünscht, aber das es dann doch wahr wird ist unglaublich für uns.

 

Wir möchten uns bei ALLEN bedanken! Bei unseren Ersatzspielerinnen, die immer und überall mitfahren und da sind wenn es hart auf hart kommt. Bei unseren Trainern, Doris, Harald und Temi, die das ganze Jahr mit uns gearbeitet haben und die wir hie und da zur Verzweiflung gebracht haben. Natürlich auch bei den vielen mitgereisten Fans die uns lauthals unterstützt und nach vorne gepusht haben, sowie auch bei denen die daheim die Daumen gedrückt und beim Videostream mitgefiebert haben. So ein großer Erfolg basiert immer auf ganz vielen Leuten und wir wissen das sehr zu schätzen und sind unendlich Dankbar für jede Minute und jeden Gedanken den ihr für uns aufgebracht habt!

 

Es bleibt mir nur noch eines zu sagen: Dieses Event war unsere abschließende Krönung für diese Saison, und diese Krone sitzt jetzt fest und funkelt so unfassbar schön, dass wir diese Erfahrung niemals vergessen werden!